Ich komme gerade aus einer Woche Schwedenurlaub mit der ganzen Familie zurück und mir ist einiges bewusst geworden zum Thema Familienurlaub:
Wer sich erwartet, dass im Familienurlaub alles besser läuft, was im Laufe des Jahres etwas holprig ist,
wer meint, dass der Familienurlaub dafür reserviert ist, harmonisches Zusammensein zu pflegen und alles in trauter Gemeinsamkeit zu erleben
und wer meint, im Urlaub die gemeinsame Zeit mit Kindern und Partner aufzuholen, für die man sich im Laufe des Jahres nicht die Zeit genommen hat, weil vielleicht der Job, die Vereine und die eigene Freizeitgestaltung an erster Stelle gestanden haben,
der wird bald aufprallen auf dem harten Boden der Wirklichkeit.
In der Realität sieht es im Normalfall nämlich anders aus. Denn wenn die Familie die Koffer packt, reisen nicht nur Badehose und Sonnencreme mit, sondern auch die alltäglichen Probleme, die man eigentlich hinter sich lassen und mit denen man sich gerade im Urlaub nicht beschäftigen wollte.
Jedes Familienmitglied hat unterschiedliche Vorstellungen von Urlaub. Während die einen frühmorgens den Sonnenaufgang am Gipfel genießen wollen, möchten die anderen lieber lange schlafen und sich erst mittags aus dem Bett bewegen. Für die einen ist Abenteuer das wichtigste, für die anderen ist Faulenzen und “la dolce vita” der Inbegriff von Urlaub. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse können schnell zu Spannungen führen, besonders wenn man auf engstem Raum zusammenlebt und es keine Fluchtmöglichkeiten gibt. Alle sind aus ihrer Alltagsroutine gerissen, was das Zusammenleben nicht einfacher macht. Der vermeintliche Erholungsurlaub kann schnell zur Nervenprobe werden.
Auch ungelöste Konflikte aus dem Alltag finden im Urlaub oft einen Weg an die Oberfläche. Die stressigen Monate davor, in denen kaum Zeit für offene Gespräche blieb, machen sich bemerkbar. Alte Streitigkeiten flammen auf, und statt sie in entspannter Atmosphäre zu entschärfen, können sie sich durch die hohe Erwartungshaltung an einen perfekten Urlaub noch weiter zuspitzen.
Hinzu kommen die Herausforderungen des Alltags, die nicht vor der Tür des Ferienhauses bleiben: Sorgen um den Job, finanzielle Probleme oder Beziehungsfragen sind ständige Begleiter, die auch vor malerischer Landschaft und luxuriösen Hotels nicht Halt machen. Selbst das angesagteste Urlaubsziel kann diese Gedanken nicht vertreiben. Im Gegenteil: Manchmal wird das, was man zu Hause noch unter Kontrolle halten konnte, in der Ferne umso deutlicher.
Wie kann man diesem Stress also entgegenwirken?
Zuerst einmal sollten die Erwartungen an den Urlaub weit hinunter geschraubt werden. Es muss nicht alles perfekt sein, damit es ein gelungener Urlaub wird. Der Urlaub kann eine Gelegenheit sein, sich als Familie mit den realen Problemen auseinanderzusetzen, abseits der Hektik des Alltags. Hier, fernab der gewohnten Umgebung, können Gespräche geführt und neue Lösungen gefunden werden. Der perfekte Urlaub muss nicht konfliktfrei sein. Vielleicht ist es sogar das gemeinsame Meistern dieser Herausforderungen und das sich neu aneinander annähern, das was den Urlaub am Ende unvergesslich macht.
Auch unperfekte Momente haben ihren Wert.
ANNA MARIA OBRIST
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